Gott sein Ding machen lassen! Lernen zu Leiten auf Hawaii

Aloha liebe Gemeinde,

ich freue mich, dass ich wieder ein wenig erzählen kann, was hier so passiert. Die letzten neun Monate, die ich zum größten Teil hier mit „Jugend mit einer Mission“ in Kona, Hawaii, verbracht habe, waren sehr turbulent für mich.

Ich konnte bei zwei Bibelschulkursen mitarbeiten, einen Missionseinsatz leiten, und durfte für zwei Wochen in die Dominikanische Republik fliegen, um mit einem neuen Visum wieder nach Amerika einfliegen zu können.

Viele verschiedene Emotionen, Hürden, Freuden und Überraschungen waren Teil von den Geschehnissen. Es hat Freunde und Familie gebraucht, und vor allem Jesus, der jeden Schritt mit meinem Mitarbeiterteam, meinen Studierenden und mir gegangen ist. Nichts von allem, was geschafft wurde, wäre ohne Ihn möglich gewesen. Ihm verdanken wir alles.

Ich habe auch davon gehört, was für schöne Ereignisse bei euch in der Gemeinde stattfinden und bin sehr ermutigt, davon zu hören (nein, ich habe nicht zu viele Paulus-Briefe gelesen …). Ich bin gespannt zu sehen, was sich alles verändert hat, wenn ich zurückkomme.

Seit September 2018 bin ich Teil einer Missionsgesellschaft, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Wellen von jungen Menschen als Missionare raus in die Welt zu senden. 1969 hat diese Vision erstmals Form gewonnen, als Loren Cunningham und seine Frau Darlene die erste „YWAM-Base“ in Lausanne in der Schweiz eröffnet haben. (YWAM steht für „Youth with a Mission, deutsch: „Jugend mit einer Mission“.) 52 Jahre sind seitdem vergangen und in fast jedem Land auf der Welt ist „Jugend mit einer Mission“ präsent und arbeitet daran, die gute Nachricht zu verbreiten und Bibeln in jeden einzelnen Haushalt zu bringen.

Ein weiteres Ziel dieser Missions­arbeit ist es, junge Erwachsene mit verschiedenen Fähigkeiten auszurüsten, sei es durch Sprachkurse, Seelsorge, Kulturentwicklung, Leiterschaft oder das Studium der Bibel.

2019 konnte ich an dem Seminar teilnehmen, das wir den „Bibel-Grundkurs“ nennen. Dort wurde mir beigebracht, wie ich die Bibel selbst studieren kann, aber auf eine Art und Weise, die den historischen und literarischen Hintergrund berücksichtigt. Zwei Jahre später nun bin ich selbst eine Mitarbeiterin in dieser Schule (Hurra!!!). Ein solcher Kurs geht über drei Monate und findet hier auf der Base zweimal im Jahr statt. Wen es interessiert: Meine Freundin und ich haben ein Video mit ein paar Zeugnissen von Studierenden und eine kurze Erklärung der Methode gemacht. Seht es euch gerne auf der Seite der Gemeinde an.

Hier ein kleiner Einblick in meine Gedanken, als ich das zweite Bibelseminar mit geleitet habe: „Ich erfahre gerade, was es heißt, sich verantwortlich für andere zu fühlen. Man kann es wahrscheinlich ‚Lernen zu Leiten‘ nennen, aber ich finde das Bild einer Mutter durchaus hilfreich. Dadurch, dass wir hier so nah beieinander leben und den Großteil unserer Zeit zusammen verbringen, kriege ich fast alles mit, was die Studierenden durchmachen. Oft ist es wirklich schön, wenn sie mit strahlenden Augen von Gott reden und was er ihnen durch den Text beigebracht hat. Diese Momente füllen mich mit Stolz. Genauso oft aber sind sie kurz vor dem Aufgeben, fühlen sich inkompetent, nicht gut genug. Viele unterdrückte Gefühle und Wunden werden offenbar. Diese Momente haben mich am Anfang sehr nervös gemacht. Ich wollte ihnen doch die beste Erfahrung mit der Bibel geben, ich wollte es ihnen einfach machen … Aber das Elternsein ist nicht dafür gemacht, Dinge einfach zu machen. Das Studium der Bibel ist nicht dafür gemacht, ohne Herzensveränderungen stattzufinden. Und ich muss lernen, Gott sein Ding machen zu lassen und meine Studierenden weiter zu lieben und zu unterstützen, egal   was sie gerade durchmachen. Auch wenn es Phasen gibt, wo sie nicht glauben können, dass Gott gut ist oder dass Gott ihr Vater sein möchte.“

Das erste Seminar und meine ersten drei Monate in einer neuen Umgebung waren wirklich hart. Viele Sachen gingen schief, und es gab viel Frust. Niemand vom Mitarbeiterteam kannte sich, wir alle kamen von verschiedenen Schulen, mit verschiedenen Herangehensweisen an die Methode. Wir hatten viele Treffen, viel Gebet und viele Gespräche miteinander. Wir mussten einander vergeben und eigene Meinungen beiseite legen. Und mit der Zeit hat Gott unsere Herzen erneuert und uns alle wachsen lassen. Das Seminar endete und wir durften hören und sehen, wie das induktive Studium der Bibel die Denkweise der Studierenden verändert und bereichert hat. Wie sie sich nun sicher genug fühlen, selbst Kleingruppen zu starten und ihren eigenen Input zu geben.

Das Seminar ein zweites Mal zu leiten, war eine wirklich schöne und befreiende Erfahrung. Als die Studierenden hier ankamen, hat man schon an der Atmosphäre gemerkt, dass dieses Seminar sehr anders werden würde. Sie konnten gar nicht aufhören, sich gegenseitig zu ermutigen. Jeder einzelne von ihnen hat sich von Gott in dieses Seminar leiten lassen, und sie waren so eifrig, ihn besser kennen zu lernen und sein Wort zu studieren. Es war eine sehr wohltuende, aber auch intensive Zeit. Alle von uns Mitarbeitern haben am Ende der Schule ein paar Tränen vergossen, als unsere Studierenden ihre Ansprache in der Abschlussveranstaltung hielten. Es war sehr inspirierend und bewegend!

Wir haben einen so guten Gott!!!

Leoni Wagner

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